Route der Aufklärung

Die erste Erwähnung, die wir von Ferrol als villa, also als Ortschaft mit gewissen Privilegien, vorfinden, stammt aus dem Jahr 1089, in der sie als Pfarrgemeinde San Julián geweiht ist. Der Ort festigte seine Existenz über Jahrhunderte hinweg und nahm an Größe und Bedeutung zu. Die Einwohner leben vor allem vom Fischfang und auch vom Walfang, jedoch im Wesentlichen vom Fang der Sardine, was auch zur Entwicklung von Pökelfabriken beiträgt. Der Handel beginnt, eine besonders wichtige Rolle zu übernehmen, vor allem hinsichtlich der Geschäfte mit Frankreich, Flandern und England. Im vierzehnten Jahrhundert gerät Ferrol unter die aristokratische Herrschaft derer von Andrade, ein Umstand, der bis ins 18. Jahrhundert andauert, als der Graf von Lemos die Stadt an die spanische Krone verkauft. Während des Mittelalters widerfahren Ferrol einschneidende Ereignisse, die den Ort verändern: Schwierigkeiten mit dem Herrscher des Andrade-Geschlechts, die Kriege mit ihren Zwangsrekrutierungen, die Pest... Ferrols Ortskern nahm die gesamte Seeseite des westlichen Territoriums mit einem interessanten Stadtbild ein. Jedoch verwüstete im Jahre 1558 ein alles verzehrender Brand den Ort und zerstörte den größten Teil der Gebäude. Von 400 Häusern wurden 370 ein Raub der Flammen.

Zu dieser Zeit begann der Hafen von Ferrol, große Bedeutung zu erlangen, da er von der spanischen Armada zum Schutz ihrer Schiffe angelaufen wurde.

Einige Historiker bezeichneten ihn als einen der bestgeschützten und sichersten Häfen der Welt. Aus diesem Grund, entschied sich Philipp II. gegen Ende des 16. Jahrhunderts für die Nutzung von Ferrols Ria als Stützpunkt der königlichen Armada. Diese Tatsache bewirkte eine fundamentale Veränderung der Wirtschaftslage des Ortes, da die Armada ausgerüstet werden musste, und zwar mit Holz für den Schiffbau, Segeln, Unterkunft und Verpflegung für die Soldaten. Der König reagierte auf die Bitten der Bewohner und erteilte ihnen das Marktrecht. Außerdem genehmigte er die Errichtung einer Keksfabrik.

Zu Beginn des 18. Jahrhunderts erfolgt die Aufteilung der spanischen Küste in drei Verwaltungszonen. Ferrol wird zur Hauptstadt des Seeabschnitts des Nordens ernannt. Philipp V. ordnet die Errichtung von königlichem Arsenal und königlicher Werft im Dörfchen A Graña an. Der Ort liegt dicht am Eingang der Ria auf ihrer rechten Uferseite, und dort begann die Konstruktion der ersten Schiffe. Als Ria bezeichnet man übrigens ein vom Meer überschwemmtes ehemaliges Flusstal. Später befiehlt Fernando VI. die Erweiterung der damaligen Anlagen um den Standort für eine große Schiffswerft, die fast ausschließlich für den Bau von Schiffen für die Armada vorgesehen war.

Er wählt als den geeignetsten Ort das Waldgebiet von Esteiro, das sich die Ria weiter einwärts nahe Ferrol befindet. Es wurde zuerst das als solches bezeichnete "Apostolat" gebaut, sprich, zwölf Hellinge für den schnellen Stapellauf von Schiffen, die man als erste Serie erachten kann: die sogenannten „zwölf Apostel". So entstand der Ideale Hafen der Aufklärung, ein Titel, den Ferrol für seine Anwartschaft auf Anerkennung als Weltkulturerbe gewählt hat.

Mitte des 18. Jahrhunderts vollzog sich ein großer Wandel in Bezug auf die Demographie der Stadt. Dem Zensus von Ensenada zufolge hatte Ferrol im Jahr 1752 2.000 Einwohner. Bei der Zählung von 1797 kam man auf 25.000.

Die Dimension der Werft in Ferrol ergab einen Bedarf an zahlreichen Arbeitskräften, den man nicht mit den Bewohner aus dem Umkreis decken konnte. Die Verwaltung bot den Untertanen, die sich für eine Arbeit auf den königlichen Baustellen entschieden, damals interessante Verdienstmöglichkeiten. Gleichzeitig wurden viele Personen wie Strafgefangene, Nichtstuer und Vagabunden von den Behörden für die schwersten Arbeiten zwangsrekrutiert.

Jedoch kamen nicht nur Arbeiter in die aufstrebende Stadt, sondern auch Vertreter der Staatsgewalt, Marineoffiziere, Verwaltungsbeamte, Handwerker und Händler, die schon bald die Kapazitäten für die Unterbringung erschöpften.

Zur Lösung des demographischen Problems während der Herrschaft König Karls III. entsteht der Plan für die Errichtung eines großen Wohnviertels, das als Verbindung zwischen Alt-Ferrol und Esteiro dienen sollte.

Hierbei handelt es sich um den Stadtteil A Magdalena. Dafür wurden Enteignungen durchgeführt und den Grundbesitzern, vornehmlich dem Domkapitel zu Mondoñedo, Don Jose Mª Bermudez Pardiñas-Villardefrancos und dem Grafen von Lemos Landflächen abgekauft. Danach erfolgten Organisation, Planung und Bau des Viertels mit einer harmonisch parzellierten Struktur. Die Fläche wurde nach Rastern mit jeweils gleichen Maßen aufgeteilt, die in Längsrichtung auf sechs parallele Straßen und weitere acht Querstraßen begrenzt wurden. Die Querstraßen verlaufen parallel zueinander und senkrecht zu den erstgenannten sechs Straßen. Zwei weite, quadratische Plätze, die symmetrisch gelegen sind, unterstreichen die Ordnung und das Gleichgewicht des Ganzen.

Im Jahre 1769 wird die Befestigung der Stadt in Angriff genommen. Dafür wurde eine mächtige Schutzmauer gebaut, welche die Stadt vollständig umgab. Auf der Landseite war die Verteidigungsmauer durch mehrere Bollwerke verstärkt, die im Spanischen „baluarte“ genannt werden.

Um die Verteidigungskraft der Seeseite zu stärken, wurden Umbau und Erweiterung der Festungen San Felipe auf der rechten Uferseite und La Palma auf dem linken Ufer angeordnet und zusätzlich einige Küstenbatterien mit schlagkräftigen Kanonen auf beiden Seiten errichtet.

DAS FERROL DER AUFKLÄRUNG

Die Historiker beschreiben die Aufklärung als philosophische Bewegung, die sich in Europa ab dem Ende des 17. Jahrhunderts bis zur Hälfte des 19. Jahrunderts entwickelte und davon handelte, die Vorherrschaft des Verstandes als Grundlage allen menschlichen Handelns zu etablieren.

Der Einfluss der Aufklärung breitete sich auch nach Spanien und nach Galicien aus. Im Fall der Stadt Ferrol, die sich zu jener Epoche im kontinuierlichen Wachstum befand, war die Aufklärung entscheidend für die harmonische, urbane Morphologie der Stadtteile Esteiro und A Magadalena sowie für die monumentalen Hinterlassenschaften der wichtigen Befestigungsanlagen und Militärbauten. Im 18. Jahrhundert genehmigte König Karl III. die rationalistische Planung für den Stadtteil A Magdalena oder Neu-Ferrol. Dieses neue Stadtgebiet sollte als Verbindung zwischen dem historischen Ortskern Alt-Ferrols, wo seine Einwohner und deren Oberschicht seit Jahrhunderten lebten, und Esteiro, dem Gebiet neuerer Konstruktion dienen . Dort hatte sich die Mehrheit der neuen Einwohner angesiedelt, die für den Bau der Arsenale in die Stadt gezogen waren. Auf diese Weise wird in Ferrol eines der interessantesten urbanistischen Projekte der Epoche in Europa umgesetzt. Seine Konstruktion verdankt es denselben Ingenieuren und Militärarchitekten, die bereits das Arsenal und die Schiffswerft von Esteiro gebaut haben.

A Magadalenas Straßenplan repräsentiert ein perfektes Rechteck in Form einer Tafel Schokolade, das an seinen Enden durch zwei große Stadtplätze abgeschlossen wird. Der Stadtteil A Magdalena ist seit 1984 Kunsthistorisches Ensemble und Teile seiner Besonderheiten zählen zur Kandidatur Ferrols für seine Anerkennung als Weltkulturerbe.